Muthmannsdorf


Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf

Ortsgeschichte

Im Talkessel der „Neuen Welt“, im Nordwesten von der Hohen Wand, im Südosten von den Fischauer Vorbergen begrenzt, liegt der Ort Muthmannsdorf. Er bildet seit 1969  mit Winzendorf die Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf. Hier im Kohlebergwerk „Gute Hoffnung“ fanden 1859 der Geologe Ferdinand Stolicka und der Paläontologe Eduard Suess die Überreste eines Dinosauriers. Der Flugsaurier Struthiosaurus Austriacus – liebevoll „Struthi“ genannt – lebte hier vor rund 70 Millionen Jahren in der Kreidezeit.

Die erste schriftliche Nennung Muthmannsdorfs fällt in die Zeit zwischen 1107 und 1122 (Motinsdorf) und geht auf den slawischen Personennamen Muato zurück. Markgraf Ottokar II. bestätigte dem Kloster Garsten die Schenkung von vier Weingärten. In der Gründungsurkunde der Pfarre Waldegg 1136 unterzeichnete als Zeuge ein Hiltegrunn de Mutinesdorf. Neben dem Kloster Garsten war auch das Kloster Rain hier begütert. Im 13. Jahrhundert lag die Grundobrigkeit bei der Herrschaft Starhemberg. Deren Herrschaftsurbar verzeichnete für das Jahr 1438 19 behauste Untertanen im Amt Mutmanntarff.

Vermutlich wurde die Pfarre „St. Peter im Moos“ bereits im 12. Jahrhundert installiert (Mutterpfarre Fischau). Die Pfarrkirche ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht. Es dürfte sich um eine salzburgische Gründung halten, wofür auch das Patrozinium spricht. Nach dem Tod des Pfarrgründers Adalram von Waldeck ging das Patronatsrecht wahrscheinlich an die Traungauer und von diesen an die Babenberger über. Ottokar II. Přemysl übergab sie 1254 Ulrich I., Bischof von Seckau. 1358 wurde die Pfarre dem Stift Seckau unterstellt. Dieses verkaufte es 1662 an das Stift Neukloster in Wiener Neustadt. Wirtschaftliche Probleme des Klosters führten 1881 zur Vereinigung der Pfarre mit dem Stift Heiligenkreuz. Das romanische Chorquadrat ist noch erhalten. Der Chor wurde 1419 errichtet. In der Barockzeit folgte der Bau eines neuen Langhauses. Im Chorquadrat wurden 1939 Fresken aus der Zeit um 1240 aufgedeckt. Die Karnerkapelle stammt aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts.        

Wie Winzendorf hatte Muthmannsdorf im 17. Jahrhundert durch die Pestepidemie des Jahres 1680 und durch den zweiten Einfall der Osmanen zu leiden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verfügte der Ort über 52 Häuser. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft 1848 konstituierten sich 1854 Muthmannsdorf, Winzendorf und Emmerberg als selbständige Gemeinden. Emmerberg mit nur sechs Häusern schloss sich 1865 der Gemeinde Muthmannsdorf an.

Wichtige Arbeitgeber waren der Kalksteinbruch auf dem Engelsberg und der Steinkohlebergbau „Gute Hoffnung“. Bis 1874 bestand in Muthmannsdorf eine Zementfabrik, die ihr Eigentümer Alexander Curti 1874 nach Winzendorf verlegte. Ebenfalls für die Region wichtig wurde das ab 1910 errichtete „Erholungsheim der registrierten Hilfskasse Einigkeit“. Als Lungenheilanstalt eingerichtet, diente es später auch als Heilstätte für Kriegsinvalide. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es als Fliegerlazarett genützt. Die architektonisch interessante Anlage – das Sanatorium bestand aus einem Haupthaus und Pavillons – wurde leider 1971 nach der Eröffnung des Rehabilitationszentrum Felbring abgerissen.     

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Muthmannsdorf schwer unter der russischen Besatzung zu leiden. Die Maschinen im Steinbruch wurden beschlagnahmt und abtransportiert. 1951 musste das Steinkohlebergwerk schließen. 1969 erfolgte der Zusammenschluss mit der Gemeinde Winzendorf.